Was bei Reisen mit Depression beachtet werden sollte
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Depression im Gepäck – Reisen unter besonderen Bedingungen

Was bei Reisen mit Depression beachtet werden sollte

Hier können wir unsere Seele baumeln lassen: im Urlaub. Damit die Zeit vor der Urlaubsreise mit Reisebuchungen, Packen und möglicherweise medizinischen Check-ups nicht zu stressig wird, sollten Reisen oder Kurztrips lieber entspannt und etwas vorausschauender geplant werden. Insbesondere Menschen mit Depression können sich schon im Vorfeld der Reise mit weiteren Stressfaktoren (Stressoren) konfrontiert sehen, die man möglicherweise reduzieren oder vermeiden kann.

Wo die Reise hingehen soll

Es gibt einige Reisen bzw. spezielle Reiseziele, die mit besonderen Herausforderungen für Menschen mit Depression verbunden sein können; dazu können zählen:1

  • Reisen in Länder mit starken Unterschieden zum mitteleuropäischen Klima (z. B. ständige Hitze oder Kälte)
  • Ort mit hohem Touristenaufkommen und damit verbundene Reizüberflutung
  • Reisen in Länder, die eine Zeitverschiebung und somit Nachwirkungen des Jetlags mit sich bringen kann
  • Reisen in Länder mit potentiellen Kommunikations- und Sprachhindernissen 

Da sich auch viele europäische bzw. deutsche Städte oder Gegenden als tolle Wander- und Ausflugsziele eignen, kann hier Urlaubsfeeling mit den Vorteilen von keinen oder nur geringen Zeitverschiebungen, keinen Sprachbarrieren und ähnlichem bzw. gewohntem Klima kombiniert werden.

Ideal ist es natürlich, wenn die Reise so gelegt werden kann, dass sie in einer stabilen Phase stattfindet und eine gute medikamentöse Einstellung erfolgt ist. Auch, weil eine Reise viele Erwartungen mit sich bringen kann. Diese Erwartungshaltung kann dazu führen, dass Patienten sich selbst unter Druck setzen, funktionieren zu müssen, was die Angst der Patienten zu versagen, zusätzlich verstärkt. So kann sich der Urlaub positiv auf die Psyche auswirken.2 Bei einer akuten depressiven Episode sollte von der Reise Abstand genommen werden.2 

Abgesichert in den Urlaub

Für den Fall, die Reise nicht antreten zu können, ist es ratsam, eine Reiserücktrittsversicherung abzuschließen. Hierbei ist allerdings vorab in den allgemeinen Versicherungsbedinungen zu prüfen, ob psychische Erkrankungen, wie eine Depression, als Rücktrittsgrund gelten und nicht durch Klauseln ausgeschlossen sind.2 Sollte eine psychische Erkrankung nicht ausgeschlossen sein und ein Reiserücktritt wird nötig, so muss dies durch ein ärztliches Attest eines Facharztes für Psychiatrie bestätigt werden.3 
Hilfreich ist es auch, mit einer Vertrauensperson zu reisen: Sie kann Entscheidungen treffen, wenn Patienten in einer akuten depressiven Phase dazu nicht in der Lage sind.

Was medizinisch geklärt werden sollte

Medizinische Entscheidungen sollten in jedem Fall vor Reiseantritt mit dem behandelnden Arzt besprochen werden, z. B.:1

  • Mitnahme einer Reserve von Psychopharmaka und verteilte Aufbewahrung, um im Falle einer ungeplanten Reiseverlängerung oder eines Verlusts (z. B. Koffer oder Handgepäck) noch ausreichend Medikamente  zur Verfügung zu haben.
  • Bei anstehenden Zeitverschiebungen im Reiseland über mehr als zwei Stunden: Anpassung des Dosierungsschemas an die Zeitzone (Tagesverkürzung in Richtung Osten bzw. der Tagesverlängerung in Richtung Westen).
  • Erstellung eines Einnahmeplans für Hin- und Rückreise bei Ländern, in denen es zu einer Zeitverschiebung kommt
  • Umgang mit Notfällen: 
    • Erlernen von Kriseninterventionstechniken (Gespräch führen bzw. beruhigende Bestätigung; Schaffen einer ungestörten Atmosphäre; Ursachensuche)
    • Notfallmedikation

Wenn die antidepressive Medikation eine bestimmte Ernährung erfordert (z. B. tyraminarme Lebensmittel), sollten vorab Informationen über einige wichtige landestypische Speisen im Reiseland eingeholt werden.

Wird eine reisemedizinische Beratung notwendig, sollten dort – wenn nicht schon beim Hausarzt geschehen – die Medikamente besprochen werden, die möglicherweise bei Depressionen nicht eingenommen werden dürfen, z. B. bestimmte Malariapräparate.1 Auch sollte über eine Vorbeugung von Thrombosen (Bildung von Blutgerinnseln, die die Blutgefäße blockieren können) bei einem anstehenden Flug gesprochen werden, wenn noch weitere Risiken bestehen.1

Was auf Reisen helfen kann

Gut ist es in jedem Fall, ein Informationsblatt zu den Medikamenten in der Landessprache bei sich zu führen.2 
Sollte sich auf der Reise ein Notfall ergeben, kann eine zuvor abgeschlossene private Auslandskrankenversicherung, die über die Krankenkasse, Versicherungsgesellschaften, Banken oder Automobilclubs gebucht werden kann, helfen.2 Für Behandlungen im Ausland sollte die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC-Karte) mitgeführt werden, die Behandlungen abdeckt, die auch in Deutschland übernommen werden würden.2 

Wieder gut gelandet

Nach einem hoffentlich erholsamen Urlaub sollte ein Arztbesuch erfolgen, um möglicherweise zuvor angepasste Medikamentendosen neu zu besprechen und auch den Allgemeinzustand checken zu lassen. 
Starten Sie gut in den Urlaub und kommen Sie erholt zurück!
 

1. https://www.springermedizin.de/emedpedia/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/psychische-stoerungen-auf-reisen-und-bei-auslandsaufenthalten?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-45028-0_93 (letzter Aufruf: 22.06.2020)
2. https://www.betanet.de/depressionen-urlaub.html (letzter Aufruf: 25.06.2020)
3. https://www.expat-news.com/recht-steuern-im-ausland/reiseruecktrittsversicherung-ausschlussklausel-fuer-psychische-erkrankungen-14576 (letzter Aufruf: 22.06.2020)