Essstörungen-Puzzle
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Depression und Essstörungen

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Depression und Essstörungen: Ein achtsamer Weg zur Heilung

Huhn oder Ei?  Die ewige Frage, was zuerst war, stellt sich auch beim Zusammenhang zwischen Depressionen und Essstörungen, die eine komplexe und miteinander verbundene Herausforderung darstellen. Bis heute ist nicht vollständig geklärt, ob Essstörungen in diesem Fall eine Folge oder Teil vielfältiger Ursachen einer Depression sind.1 Klar ist: Rund die Hälfte aller Menschen mit einer Essstörung weisen mindestens eine weitere psychiatrische Erkrankung, wie z. B. eine Depression, auf. Magersüchtige Menschen beispielsweise wiederum haben ein 2,5fach erhöhtes Risiko, auch an einer Depression zu erkrankt zu sein.2  Doch welcher Mechanismus steckt dahinter, dass mit einer Essstörung häufig auch eine Depression einhergeht? 

Auswirkungen auf die Ernährung

Um die Frage zu beantworten, sollten wir mögliche psychologische Hintergründe kennen: Depressionen sind u. a. gekennzeichnet durch das Gefühl der inneren Leere und/oder von negativen Gedanken. Diese inneren schmerzhaften Zustände können nicht dauerhaft von den Betroffenen ausgehalten werden – es muss ein Ventil gefunden werden, um diese unangenehmen Gefühle loszuwerden. Dabei kann für den Patienten dann z. B. (Nicht-)Essen helfen, die innere Leere zu füllen oder – z. B. bei der Anorexia nervosa (Magersucht) – den Betroffenen ein Gefühl der Macht und Kontrolle geben.1,2 Eine Depression kann ebenfalls das Essverhalten stark beeinflussen und sowohl zur Appetitlosigkeit als auch zu gesteigertem Hunger bis hin zu regelrechten Essattacken führen. Seelische Verletzungen, negative Gefühle oder auch Traumata können dann durch das jeweilige veränderte Essverhalten, also in Essstörungen wie der Magersucht, der Ess-Brech-Sucht (Bulimie) oder Phasen des extremen Überessens (Binge-Eating-Störung) ausgedrückt werden – und können in einer Verstärkung der Depressionssymptome Ausdruck finden.1,2 Diese können auch durch einen Nährstoffmangel aufgrund von Essstörungen verschärft werden.1,2 Es entsteht ein Teufelskreis aus Essstörung und Depression, die sich gegenseitig negativ beeinflussen. Es ist daher wichtig, Strategien zu entwickeln, um emotionales Essen zu bewältigen und gesunde Essgewohnheiten zu fördern.

Selbstfürsorge und Achtsamkeit

Selbstakzeptanz und Selbstmitgefühl spielen eine entscheidende Rolle sowohl in der Therapie einer Depression als auch einer Essstörung.1 Daher können auch Achtsamkeitsübungen dabei helfen, ein gesundes Körperbewusstsein zu entwickeln und eine positive Beziehung zur Nahrung aufzubauen.3  Der Weg dorthin kann jedoch steinig sein, deshalb sollte unbedingt qualifizierte Hilfe in Anspruch genommen werden: eine Psychotherapie, medikamentöse Unterstützung, Selbsthilfegruppen und die Einbindung von Freunden und Familie können helfen, die eigenen Hürden zu überwinden.1,4  
 

Die Rolle einer gesunden Ernährung

Wie der Name es bereits vorwegnimmt, ist das Essen und die Nahrung das zentrale Element bei einer Essstörung. Erwiesenermaßen kann jedoch auch die richtige Ernährung helfen, depressive Symptome zu lindern und die Therapie und das Wohlbefinden zu unterstützen.5,6 Auch medikamentöse Therapien einer Depression können negative Auswirkungen auf das Gewicht haben; bestimmte Wirkstoffe wie Tranylcypromin sind zwar gewichtsneutral, können es aber erforderlich machen, die Ernährung tyraminarm zu gestalten.7,8  Studien zeigen zudem, dass übermäßiges Bauchfett hormonell wirksam ist, Entzündungen fördern kann und somit zu einer Verschlechterung der Depression beitragen kann.5 Eine Auseinandersetzung mit der eigenen Ernährung und ggf. die Umstellung sollten daher nicht als Verlust oder Einschränkung, sondern stattdessen als unterstützender Beitrag zur eigenen Genesung gesehen werden. So kann zum Beispiel eine Ernährungseinschränkung, wie ein erforderlicher Verzicht auf tyraminhaltige Lebensmittel, eine Gelegenheit sein, sich intensiv mit der eigenen Ernährung auseinanderzusetzen, seine Essgewohnheiten zu hinterfragen und sich mit leckeren, ggf. sogar gesünderen, Alternativen zu beschäftigen. Mit einer bewussten und ausgewogenen Ernährung kann schließlich jeder täglich selbst zur Therapie beitragen. Hierzu gehören5,6:

  • Nährstoffreiche Lebensmittel (vitamin- und ballaststoffreich).
  • die Stabilisierung des Blutzuckerspiegels und Vermeidung von Zucker und übermäßig verarbeiteten Lebensmitteln,
  • ausreichend Flüssigkeit (Wasser und zuckerfreie Tees, wenig Koffein) zu sich nehmen und
  • am besten selbst, regional, saisonal und frisch kochen.
  • Extra-Tipp: Wer es schafft, die Nahrung bewusst aufzunehmen, sie während des Verzehrs also langsam kaut und sich jeden Bissen auf der Zunge zergehen lässt, kann einen weiteren Schritt hin zu mehr Selbstwahrnehmung machen und mehr Abstand zum „Seelentröster“ Essen gewinnen.
     

Fazit

Die Verbindung zwischen Depressionen und Essstörungen ist komplex und eine gleichzeitige Behandlung kann herausfordernd sein. Doch mit Selbstfürsorge und einer professionellen Unterstützung ist eine Therapie möglich. Sie selbst können mit einer gesunden Ernährung zur eigenen Genesung beitragen. 

Quellen:

 1. https://www.tness.de/blog/depression_und_essstoerung_gefaehrliche_kombination/ (letzter Zugriff: 13.03.2024) 
 2. https://www.bzga-essstoerungen.de/was-sind-essstoerungen/begleiterkrankungen/ (letzter Zugriff: 13.03.2024)
 3. http://www.achtsamkeit.com/Altner2009AchtsamEssen.pdf (letzter Zugriff: 13.03.2024) 
 4. https://www.deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und-hilfe/behandlung (letzter Zugriff: 13.03.2024)
 5. https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Gute-Ernaehrung-kann-helfen-Depression-zu-lindern,depression254.html (letzter Zugriff: 13.03.2024)
 6. https://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/angst-traumata-depressionen-diese-lebensmittel-staerken-die-psyche_id_92929513.html (letzter Zugriff: 13.03.2024)
 7. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/durch-dick-und-duenn/ (letzter Zugriff: 13.03.2024)
 8. https://www.depression-begegnen.de/ernaehrung (letzter Zugriff: 13.03.2024)